Das Klosterareal um 1540:

  • 1 Klausurmauer, mehrere Meter hoch
  • 2 Klosterkirche, erbaut um 1300, Teilabriss um 1540
  • 3 Kreuzgang, innere Umfassungsmauer,
    1825 abgebrochen
  • 4 Konventsgebäude
    a. Westflügel, Teilabbruch vor 1785
    b. Ostflügel, 1790 abgebrochen
    c. Südflügel, 1795 abgebrochen
    d. Nordflügel, 1829 abgebrochen
  • 5 Zeughaus, 1920 abgebrannt

  • 6 Sprechgitter
  • 7 Windenhaus, im 17. Jh. zum Waschhaus umgebaut
  • 8 Zehntscheuer, 1856 abgebrochen
  • 9 Klostermühle, 1968 abgebrochen
  • 10 "Langer Stall"/"Hundsstall"/ "Schafstall",
    1830 abgebrochen
  • 11 Futterhütte, 1851 abgebrochen
  • 12 Fruchtkasten, Umbau im 19. Jh.
  • 13 Brunnen, um 1825 verlegt

  • 14 Stall der Hofmeisterei, 1856 abgebrochen
  • 15 Hofmeisterei und Tor, 1792/93 abgebrochen,
    danach Neubau
  • 16 Torwarthaus, Aussehen unbekannt,
    1791/93 Umbau
  • 17 Amtshaus, 1829 abgebrochen
  • 18 Pfisterei
  • 25 Nonnenfriedhof

Die Geschichte

Von den Klarissen im Kloster Pfullingen

Das im 13. Jahrhundert erbaute Kloster war der heiligen Cäcilie geweiht. Hinter seinen Mauern wurde streng nach der Ordensregel der Klarissen gelebt: Armut, Demut, Gehorsam und Klausur.

Die Regeln, die Papst Innozenz IV. in seiner Bulle vom Herbst 1252 den Klarissen des Klosters der heiligen Cäcilie in Pfullingen auferlegte, waren geprägt durch das strenge Schweigegebot und die lebenslängliche Klausur einer radikalen Weltabgeschiedenheit.

Die Gründerin des Ordens und Nachfolgerin des heiligen Franziskus, Klara von Assisi (1193-1253), hatte ursprünglich andere Ideale: Sie wollte mit ihren Begleiterinnen wie die Franziskanerbrüder nach einem strengen Armutsgelübde nur von Almosen leben. Doch die Politik der Kirche zielte darauf ab, diese Frauen hinter Klostermauern einzuschließen. Es war ihnen verboten ein freies Wanderpredigerleben in Armut nach dem Vorbild männlicher Bettelorden zu führen. Die Klarissen waren, nach Klaras eigenen Worten „für die Welt begraben“.

Zwischen dem Zeughaus und dem sogenannten Windenhaus befand sich als Teil der Mauer das Sprechgitter aus perforiertem Eisenblech, das sogar mit Tüchern zu verhängen war, um jeden Blickkontakt zu vermeiden und die Stimmen zu dämpfen. Die Gesprächspartner standen im Freien und mussten sich nach oben recken, um dieses Redfenster zu erreichen, die Nonnen innen knieten davor, für sie war ein Sprechzimmer (Parlatorium) angebaut, wo bei jeder der selten erlaubten Unterredung zudem zwei Nonnen als Aufsicht saßen. Die Durchreiche mit den Stäben wurde wohl später in das Lochgitter gebrochen, zuvor geschah die Versorgung durch eine „Winde“, eine Drehlade für Waren, die auf beiden Seiten zu verschließen war. Für den seltenen Fall, dass Personen ein- oder ausgehen mussten, gab es ein Tor, das bei jedem Besuch durchbrochen und danach wieder zugemauert wurde, sowie einen nur über eine Leiter zu erreichenden Mauerdurchlass.


Wie die Klarissen im Kloster von Pfullingen lebten, lässt sich aufgrund ihrer Ordensregel – „ora et labora et lege“ – und dem detailliert festgelegten Tagesablauf analog den Benediktinern schließen. Zentral waren neun Gebete, Andachten und Gottesdienste auch während der Nacht. Gegessen wurde mittags und abends – außer an den zahlreichen Fastentagen im Jahr. Die Nonnen trugen Tonsur. Ihre Kleidung – Unterkleider, Mantel, Schleier und Haube – bestand aus rauem Tuch und einem Strick als Gürtel, sie gingen barfuß. Im Dormitorium schliefen die Nonnen – in der Blütezeit bis zu 60 – und die Äbtissin gemeinsam, das Lager bestand aus einem Strohsack, Kissen und einer Wolldecke. Persönlicher Besitz war nicht erlaubt, eine Privatsphäre nicht vorgesehen.

Zeittafel:

  • 1250 Stiftung des Klosters der heiligen Cäcilie
  • 1252 Ulmer Klarissen besiedeln das Kloster
  • um 1270-1278 Bau des Konvents
  • um 1300 Bau der Klosterkirche die Klosteranlage umfasst Kirche, Konventsgebäude, Wirtschaftsgebäude, Fruchtkasten, Zehntscheuer und Mühle
  • 1539 Bildersturm im Kloster: Abriss des Chors mit einem Teil des Kirchenschiffs durch Herzog Ulrich
  • 1551 lässt Herzog Christoph die Nonnen wieder nach Pfullingen zurückkehren, die letzte Schwester stirbt am 2.11.1595
  • 1649/50 Umbau der Klosterkirche zum Fruchtkasten
  • 1780- 1826 Abriss der Konventsgebäude und des Kreuzgangs
  • ab 1845 Privatbesitz
  • ab 1845 Privatbesitz
  • ab 1922 im Besitz der Familien Gayler und Neske
  • 1954 - 2001 Erwerb des Klosterareals durch die Stadt Pfullingen
  • 2024 Die Klosterkirche wird Kulturhaus
  • Heute: Dauerausstellung in der Klosterkirche und dem ehemaligen Waschhaus: „Armut, Demut, Gehorsam - Die Welt der Pfullinger Klarissen 1250 – 1649“ In der ehemaligen Klosterhofmeisterei: literarische Ausstellung zum Verlag Günther Neske

Weitere Informationen zur Geschichte: Dauerausstellung in der Klosterkirche und dem ehemaligen Waschhaus: „Armut, Demut, Gehorsam - Die Welt der Pfullinger Klarissen 1250 – 1649“ In der ehemaligen Klosterhofmeisterei befindet sich eine literarische Ausstellung zum Verlag Günther Neske

Eine historische Besonderheit ist das original erhaltene Sprechgitter des ehemaligen Klosters. Es ist das einzige erhaltene mittelalterliche Sprechgitter innerhalb Europas.